Am Markt 13: Johann Georg Gmelin
Station im Stadtrundgang: Wissenschaftsstadt Tübingen
Sibirien erforscht
Die Apotheke Am Markt 13 war im 18. und 19. Jahrhundert der Stammsitz der weitverzweigten Gelehrtenfamilie Gmelin.
Johann Georg Gmelin (1674-1728): berühmter Sibirienforscher
Stammvater war Johann Georg Gmelin (1674-1728), der es in Stockholm bis zum Leiter des königlichen Laboratoriums gebracht hatte. Aus Schweden zurückgekehrt heiratete er 1706 die Tübinger Apothekerstochter Susanna Barbara Haas und übernahm zwei Jahre später die Offizin seines Schwiegervaters am Marktplatz. Nebenbei hielt er Vorlesungen an der Universität und legte ein umfangreiches Naturalienkabinett an. Seine Söhne wurden ebenfalls Naturwissenschaftler.
Johann Georg Gmelin (1709-1755) folgte mit 25 Jahren einem Ruf Peters des Großen an die noch junge Kaiserliche Akademie der Wissenschaften und wurde Professor der Naturgeschichte in St. Petersburg. Von dort aus erforschte er ab 1733 die Pflanzenwelt und Geologie Sibiriens. Seine nahezu zehnjährige Expedition legte die Grundlagen zur modernen wissenschaftlichen Erschließung Sibiriens. Zurückgekehrt nach Tübingen begann er mit der Publikation seiner Forschungen.
Samuel Gottlieb Gmelin (1744-1774): auf den Spuren seines Onkels
Sein Neffe Samuel Gottlieb Gmelin (1744-1774) trat in die Fußstapfen des berühmten Sibirienforschers. 1767 folgte er einer Einladung der Zarin Katharina II., die zur Erforschung ihres Reiches wiederum ausländische Gelehrte nach Russland berief. Seine wissenschaftlichen Expeditionen führten ihn in den folgenden Jahren bis nach Persien. Auf seiner letzten Reise wurde er allerdings von dem Chaitaken-Khan Amir Hamsa gefangen gesetzt. Die Auslöseverhandlungen zogen sich hin. Bevor er freikommen konnte, erlag er im Alter von 30 Jahren einer ruhrartigen Erkrankung. In Russland hat man ihn nicht vergessen. Auf seinem Grab bei dem Dorf Kajakent in der Nähe des Kaspischen Meeres wurde später ein Denkmal errichtet. 1907 wurde ihm zu Ehren eine Station der neuen Eisenbahn ans Kaspische Meer Gmelinka genannt – heute ein kleines Dorf mit 3.500 Einwohnern.