Jugendherberge. Sitz der Hitlerjugend
Station im Stadtrundgang: Geschichtspfad zum Nationalsozialismus
Hermann-Kurz-Strasse 4
Stele Nr. 2
Das Gebäude der heutigen Jugendherberge wurde 1934 als „Haus der Jugend“ und Hauptsitz der Tübinger Hitlerjugend (HJ) gebaut. In der HJ sollten Kinder und Jugendliche im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie erzogen werden.
In Tübingen wurde 1930 eine Gruppe der Hitlerjugend gegründet und 1931 eine Ortsgruppe des Bunds Deutscher Mädel. Die Zahl der HJ-Mitglieder wuchs schnell. 1934 waren 50 Prozent und 1939 mit der eingeführten „Jugenddienstpflicht“ fast alle Tübinger Mädchen und Jungen ab zehn Jahren dabei. 1933 hatte die HJ reichsweit bereits 2,3 Millionen Mitglieder, um 1939 waren es 8,7 Millionen.
Eigenes Haus für die Jugend
Die Kreisleitung der NSDAP und die HJ forderten bald ein eigenes Haus für die Jugend. Die Stadt stellte dafür bereitwillig das Gelände am Neckar und 40.000 RM (heute ca. 500.000 Euro) zur Verfügung. Im Oktober 1935 konnte das Haus der Jugend eingeweiht werden. Es wurde auf Grund der attraktiven Lage am Neckar als Jugendherberge und als HJ-Heim genutzt. Bei „Heimabenden“ wurden den Jugendlichen die Inhalte der nationalsozialistischen Weltanschauung vermittelt.
Besonders die Zeltlager waren bei den Jugendlichen sehr beliebt. Sie dienten vor allem der Einübung der „Volksgemeinschaft“. Auch das gemeinsame Singen von Liedern stimmte auf die NS-Ideologie ein: „In die Zukunft ziehen wir Mann für Mann. Wir marschieren für Hitler.“ Die Jungen wurden auf den Kriegsdienst, die Mädchen auf ihre Mutterrolle vorbereitet.
Bild 1 (oben)
Die Jugendherberge in den 1930er Jahren. Sie war gleichzeitig das Haus der Jugend für die HJ und aufgrund ihrer Lage am Neckar auch für Touristen attraktiv. Foto: Stadtarchiv Tübingen/Gebrüder Metz
Bild 2 und 3
Uniformiertes Marschieren: Die Jugendlichen zeigen ihre Zugehörigkeit zur "deutschen Volksgemeinschaft". Bild: Stadtarchiv Tübingen/ Alfred Göhner
Bild 4
Jüdische Kinder und Jugendliche, wie Hans Bernheim (zweiter von rechts) mit seiner Schulklasse der Kepler-Oberrealschule 1937, konnten nicht Mitglied der Hitlerjugend werden. Foto: Geschichtswerkstatt Tübingen e.V.