Täter des Holocaust. Theodor Dannecker
Station im Stadtrundgang: Geschichtspfad zum Nationalsozialismus
Bursagasse 18
Stele Nr. 3
Theodor Dannecker (1913–1945) war einer der wichtigsten Organisatoren der planmäßigen Ermordung der Juden in Europa. Als „Judenreferent“ von Adolf Eichmann war er maßgeblich an der Deportation der Juden aus Frankreich, Bulgarien, Italien und Ungarn beteiligt.
Theodor Dannecker wurde 1913 im Haus Bursagasse 18 geboren, in dem seine Eltern ein Herrenbekleidungsgeschäft besaßen. Im Sommer 1932 trat er in die NSDAP und in deren paramilitärischen Eliteverband SS ein. Schon vorher hatte sich der gelernte Kaufmann an Aktionen gegen Läden jüdischer Inhaber beteiligt. Seit März 1936 arbeitete er als hauptamtlicher „Judenreferent“ bei der SS in Stuttgart. In sein Aufgabengebiet fielen die Überwachung jüdischer Organisationen und die karteimäßige Erfassung aller Juden in Württemberg. 1937 holte ihn der Leiter des „Judenreferats“ im Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann, nach Berlin. Dort wurde er bald zu einem seiner wichtigsten Mitarbeiter. Dannecker organisierte hauptverantwortlich die Deportation von etwa 476.000 Juden aus mehreren Ländern Europas in die Vernichtungslager im Osten. 1945 beging er in amerikanischer Haft Selbstmord.
Radikalisierung während des Studiums
Auch zahlreiche andere nationalsozialistische Täter haben einen biografischen Bezug zu Tübingen. Zumeist hatten sie sich während ihres Studiums im hiesigen akademisch-völkischen Milieu radikalisiert. Rechtsgerichtete Verbände, nationalistische Studentenverbindungen und der NS-Studentenbund prägten sie politisch. Aus diesen Netzwerken heraus begannen sie eine Karriere in der SS oder der Gestapo, der politischen Polizei der Nationalsozialisten.
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Theodor Dannecker (1913–1945), Foto undatiert. Foto: Bundesarchiv Berlin
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Anzahl der während der Amtszeit Danneckers deportierten Juden aus verschiedenen Ländern. Karte: Wikimedia Commons
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Walter Stahlecker (1900–1942, Foto undatiert), der Anfang der 1920er Jahre in Tübingen studiert hatte, stand von 1934 bis 1937 der Politischen Polizei in Württemberg vor. Er leitete eine Einsatzgruppe, die im Baltikum bis Ende Januar 1942 über 240.000 Juden, Kommunisten, Partisanen und psychisch Kranke tötete. Foto: Staatsarchiv Ludwigsburg