Der älteste Universitätskarzer Deutschlands – Ein „Gefängnis“ als Forschungsgegenstand
Aufgrund des schlechten Zustands seiner Wandmalereien musste die Stadtverwaltung 2014 den Zugang zum Karzer in der Münzgasse für die Öffentlichkeit sperren. Ein guter Grund, den Karzer im Rahmen von „Kennen Sie Tübingen?“ virtuell vorzustellen.
Dr. Julia Feldtkeller und Björn Bühler nehmen die Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die beiden versteckt unter dem ehemaligen Kollegiengebäude der Juristischen Fakultät liegenden tonnenförmigen Arrestzellen. Im Jahr 1515 wurde der Karzer angelegt. Bis ins Jahr 1845 wurde er noch genutzt, um Studierende wegen kleinerer und größerer Vergehen zu züchtigen. 1736 beauftragte die Universität den Maler Gottfried Schreiber damit, die Wände des Karzers offiziell zu gestalten, um den „unzüchtigen“ Verschönerungsmaßnahmen der Insassen, die sich dort verewigt haben, entgegenzutreten. Seitdem zieren biblische Szenen und erzieherische Sinnsprüche die Decken und Wände der beiden Zellen.
Dr. Julia Feldtkeller ist Kunsthistorikerin und Restauratorin. Björn Bühler studiert Konservierung und Restauration an der Fachhochschule Potsdam.