Über die Partnerschaft
Im Oktober 2022 beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung eine Partnerschaft mit einer Stadt in der Ukraine zu einzugehen. Ausschlaggebend für die Initiative war der gemeinsame Aufruf von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, das deutsch-ukrainische Städtenetzwerk mit neuen Partnerstädten zu unterstützen. Viele Städte folgten diesem Aufruf.
Um eine passende Stadt zu finden, waren alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen Vorschläge einzureichen, zudem kamen weitere Idee vom Koordinierungsbüro der Servicestelle Kommunen in der einen Welt (SKEW). Insgesamt wurden 22 verschiedene Städte genannt, aus denen eine Shortlist von neun Städten erstellt wurde. Diese verbleibenden Städte wurden bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Mai 2023 vorgestellt. An der Veranstaltung nahmen circa zwei Dutzend Bürgerinnen und Bürger teil. Ein Großteil davon kam aus der Ukraine oder hatte schon eine Verbindung zur Ukraine. Viele Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, um sich für eine Stadt stark zu machen, zu der sie bereits Kontakte pflegen. Ein am Ende der Veranstaltung erhobenes Meinungsbild spiegelte diese Verteilung wieder: An erster Stelle wurde Krementschuk genannt, es folgte Saksagan, Stadtteil von Krywyj Rih, und an dritter Stelle Poltawa. Zu diesem Ergebnis bat die Verwaltung weitere Institutionen sowie die West-Ost-Gesellschaft Tübingen e.V. um Ihre Einschätzung.
Alle waren Krementschuk positiv gegenüber eingestellt, vor allem da schon seit mehr als 25 Jahren ein Künstlerinnen- und Künstleraustausch einige Kontakte etabliert hat, auf die man aufbauen kann. Darüber hinaus hat die Stadt Krementschuk schon im Jahr 2019 das Ansinnen an die Universitätsstadt Tübingen herangetragen, eine partnerschaftliche Beziehung einzugehen. Aus diesem Grund beschloss der Tübinger Gemeinderat am 29. Juni 2023 den Aufbau einer Solidaritätspartnerschaft mit Krementschuk. Die Partnerschaft wurde vorerst bis fünf Jahre nach Beendigung des Krieges geschlossen. Angesichts der Ungewissheit, wann der Krieg beendet sein wird, ist dies auch als Zeichen zu verstehen, dass mit der Solidarität längerfristig zu rechnen ist. Anschließend soll mit Krementschuk die bisherige Zusammenarbeit evaluiert und gemeinsam über Form und Zeitraum einer weiteren Verbindung entschieden werden.
Im Mai 2024 reiste erstmalig eine Delegation aus Krementschuk für vier Tage nach Tübingen. Mit dabei sind Oberbürgermeister Vitalii Maletskyi, Vize-Bürgermeister Ruslan Protsenko, der Rektor der Universität Mykhaylo Zagirnyak, Kulturamtsleiterin Iryna Vologodska sowie der Zuständige für wirtschaftliche Entwicklung, Pavlo Bedratskyi. Herzstück des Besuchs war die Unterzeichnung des Vertrages zur Solidaritätspartnerschaft im Rathaus.
Außerdem standen diverse Gespräche zu den Themen Infrastruktur, Zivilgesellschaft und Universität sowie zur weiteren Zusammenarbeit zwischen beiden Städten auf dem Programm.