Lebenslauf (4.000 Zeichen)
Boris Palmer wurde als Sohn von Erika und Helmut Palmer am 28. Mai 1972 geboren. Er wuchs mit Bruder Patrick (Jahrgang 1974) in Geradstetten im Remstal bei Stuttgart auf. Die starke Persönlichkeit des Vaters prägte die Söhne durch Mitarbeit im elterlichen Marktbetrieb, Hilfe bei Baumschnittkursen und unzählige politische Veranstaltungen. Helmut Palmer kandidierte bei mehr als 250 Bürgermeisterwahlen und für zahlreiche Bundestags- und Landtagsmandate. Mit 41 Prozent kam Helmut Palmer einer Wahl zum Oberbürgermeister im Jahr 1974 in Schwäbisch Hall am nächsten.
Die Schulbildung erfuhr Boris Palmer von 1979 bis 1992 an der Freien Waldorfschule Engelberg. Daran anschließend arbeitete er als Zivildienstleistender beim Deutschen Roten Kreuz in Fellbach als Rettungshelfer. Das Universitätsstudium begann Palmer 1993 in Tübingen. 1994 legte er die Prüfung zum Graecum erfolgreich ab, 1997 studierte er in Sydney (Australien), und 1999 erreichte er den Abschluss seiner Fächer Mathematik und Geschichte mit dem ersten Staatsexamen.
Das politische Engagement, das ihm in die Wiege gelegt war, führte Boris Palmer als Schülerzeitungsredakteur und im Studium als Umwelt- und Verkehrsreferent des Allgemeinen Studierendenausschusses weiter. An der Universität Tübingen war er an der Einführung des Semestertickets für Studierende und der Nachtbusnetze in Tübingen und Reutlingen beteiligt. 1996 wurde Palmer Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, ab 1998 war er Mitglied im Kreisvorstand Tübingen.
Im März 2001 errang Boris Palmer als Kandidat der Grünen einen Sitz für den Wahlkreis Tübingen im Stuttgarter Landtag. Dort wirkte er eine Legislaturperiode als umwelt- und verkehrspolitischer Sprecher. Im Jahr 2004 kandidierte er für das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters und erzielte dabei 21,5 Prozent der Stimmen. Für Furore sorgte seine Parteinahme zugunsten des CDU-Amtsinhabers Wolfgang Schuster vor dem zweiten Wahlgang, an dem Palmer nicht mehr teilnahm. Nach seiner Wiederwahl in den Landtag im März 2006 mit dem Rekordergebnis von 32 Prozent in der Stadt Tübingen wurde Boris Palmer stellvertretender Vorsitzender der Fraktion Grüne im Landtag.
Am 22. Oktober 2006 wählten die Bürgerinnen und Bürger der Universitätsstadt Tübingen den damals 34-Jährigen zum Oberbürgermeister. Erstmals gelang es einem grünen Kandidaten, eine OB-Wahl im ersten Durchgang für sich zu entscheiden. Bei einer Wahlbeteiligung von 51,6 Prozent erhielt er 50,4 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Sein Amt trat Boris Palmer am 11. Januar 2007 an. In seiner Rede an die Bürgerschaft kündigte er an, den Klimaschutz vor Ort zum zentralen Thema seiner Amtszeit zu machen. Seine Vision ist das blaue Wachstum: Prosperität und Lebensqualität, ohne Natur und Klima zu überlasten. 2008 rief Palmer die Klimaschutzkampagne „Tübingen macht blau“ ins Leben. Im Frühjahr 2009 ist Palmers erstes Buch mit dem Titel „Eine Stadt macht blau – das Tübinger Klimaschutzmodell“ erschienen. Bis 2030, das hat der Tübinger Gemeinderat im Juli 2019 beschlossen, soll Tübingen in Bezug auf die energiebedingten CO2-Emissionen klimaneutral sein.
Am 19. Oktober 2014 wurde Boris Palmer mit 61,7 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 55,0 Prozent. Im Oktober 2022 wurde er mit 52,4 Prozent der Stimmen ebenfalls im ersten Wahlgang wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 62,6 Prozent. Die Amtszeit beginnt am 11. Januar 2023 und beträgt acht Jahre.
Im Sommer 2017 ist Palmers Buch „Wir können nicht allen helfen: Ein Grüner über Integration und die Grenzen der Belastbarkeit“ erschienen. Im Herbst 2019 folgte das Buch „Erst die Fakten, dann die Moral: Warum Politik mit der Wirklichkeit beginnen muss“. Zahlreiche Auftritte in TV-Sendungen und Reportagen in den Printmedien haben ihn weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. In der Corona-Pandemie setzte sich Boris Palmer für einen „Tübinger Weg“ ein, der Risikogruppen schützt und so viel Normalität wie möglich zulässt.
Im Mai 2023 hat Boris Palmer seinen Austritt aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen erklärt. Seitdem ist er parteilos.