Das sanierte Tübinger Rathaus feiert Wiedereröffnung
Pressemitteilung vom 28.11.2015
Mit einer Feierstunde für die Planer, Architekten und Handwerker sowie kostenlosen Besichtigungen und Führungen für interessierte Bürgerinnen und Bürger hat die Universitätsstadt Tübingen am Samstag, 28. November 2015, die Wiedereröffnung des sanierten Rathauses am Marktplatz gefeiert. Mehr als 5.000 Gäste nutzten die Gelegenheit zu einem Streifzug durch das rundum modernisierte Gebäude, das aus dem Jahr 1435 stammt.
„Nach drei Jahren Bauzeit füllt sich das Rathaus endlich wieder mit Leben. Mein Dank gilt allen Mitarbeitenden und Kooperationspartnern, welche die Sanierung dieses Schmuckstücks der Tübinger Altstadt auch in schwierigen Momenten begleitet haben“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer. Die Sanierung orientierte sich an historischen Originalzuständen und musste Denkmalschutz, Brandschutz und Klimaschutz unter einen Hut bringen – keine leichte Aufgabe, zumal das Haus, das über 500 Jahre alt ist, einige Überraschungen bereithielt. Die Kosten liegen bei rund elf Millionen Euro.
Ungeahnte Herausforderungen
Frühere Renovierungsarbeiten hatten konstruktive Schäden in der Statik des Tübinger Rathauses verursacht. Eine böse Überraschung erlebten die Bauleute beispielsweise, als sie die Holzverkleidung einer mittelalterlichen Säule im Erdgeschoss entfernten: Eine 50 Jahre alte Stahlstütze hatte das darunter liegende mittelalterliche Fundament gespalten. Zudem hatte sich der gescheckte Nagekäfer durch die bauzeitliche Eichenstütze gefressen, sodass sie die Last nicht mehr lange hätte tragen können. Für die Sanierung musste das Haus in diesem Bereich angehoben und wieder abgesenkt werden.
Öffnung nach außen
Vor der Sanierung empfing ein enger dunkler Flur die Gäste, heute ist durch den Abriss der Trennwände ein lichtdurchflutetes Foyer entstanden. Ähnlich wie vor 500 Jahren öffnet sich das Erdgeschoss zum Marktplatz hin. Auch in den übrigen Stockwerken sorgen neue Fenster mit klaren Scheiben für mehr Transparenz. Im Treppenhaus wurde die überdimensionale Strukturverglasung durch gegliederte Fenster ersetzt. In vielen Räumen schmückt jetzt lokaler Naturstein den Boden, außerdem hat das Rathaus einen barrierefreien Zugang bekommen.
Gut fürs Klima
Mit der Sanierung wird der CO2-Ausstoß halbiert. Dafür sorgt unter anderem ein hocheffizientes Blockheizkraftwerk im Keller, das auch umliegende Gebäude mit Wärme versorgen kann. Erneuert wurde die gesamte Haustechnik. Dies war der größte Kostenblock der Sanierung, doch die Energiekosten werden künftig kräftig sinken. Die neuen Fenster haben bessere Dämmeigenschaften, dazu kommen ein energiesparendes LED-Beleuchtungskonzept und eine neue Lüftungsanlage.
Wiederentdeckt: der Hofgerichtssaal
Wo sich heute einer der schönsten historischen Räume des Rathauses befindet, gab es vor der Sanierung fünf Büros und einen Vorraum. Erbaut wurde der Hofgerichtssaal um 1496. Ein zweigeschossiges Hängewerk ersetzt jetzt die Stahlträger, die mitten im Raum standen, um die Decke zu stützen. Die neue Wandbemalung ist die Rekonstruktion einer Fassung aus den 1920er-Jahren, die beim Abriss der Bürowände gefunden worden ist.
Schwere Last im Dachgeschoss
Im Dachgeschoss befand sich vor der Sanierung das Stadtarchiv. Akten, Bücher und historisches Schriftgut waren viel zu schwer für das Gebäude. Statiker hatten ausgerechnet, dass die Decken darunter für 150 Kilonewton pro Quadratmeter ausgelegt waren, tatsächlich jedoch mit 600 Kilonewton pro Quadratmeter belastet waren. Auch das war ein triftiger Grund, nicht länger mit der Sanierung zu warten. Erste Schäden waren bereits an der Fassade sichtbar. Im Frühjahr 2016 wird dort die historische Bemalung restauriert.
Gelebte Demokratie: der Ratssaal
Herzstück des Rathauses und Zentrum der kommunalen Demokratie ist der große Saal im ersten Stock, in dem der Gemeinderat tagt. Eine dunkle Decke, schwere Möbel, mangelhafte Isolierung und fehlende Kommunikationstechnik hatten die Debatten erschwert. Im Zuge der Sanierung wurden Fußboden und Decke erneuert. Weiße, leichte Tische im Halbrund sorgen heute für einen reizvollen Kontrast zu den schweren Eichenstützen und erleichtern die Kommunikation. WLAN und moderne Projektionstechnik sowie eine gute Ausleuchtung gehören ebenfalls zur neuen Ausstattung.
Nach dem Umzug: Wen finde ich wo?
Nach der Sanierung hat sich das Rathaus schnell wieder mit Leben gefüllt. Oberbürgermeister Boris Palmer und die Erste Bürgermeisterin Dr. Christine Arbogast sind mit ihren Sekretariaten eingezogen. Auch die Stabsstellen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für Umwelt- und Klimaschutz und der Fachbereich Kommunales sind aus dem Interimsquartier im Blauen Turm ins Rathaus zurückgekehrt. Ebenfalls eingezogen ist die Personalvertretung.
Faltblatt mit allen Adressen
Die Stadtverwaltung hat ein Faltblatt herausgegeben, in dem die Adressen sämtlicher Dienststellen der Stadtverwaltung und die wichtigsten Telefonnummern aufgelistet sind. Ein Stadtplan-Ausschnitt im Faltblatt gibt einen schnellen Überblick darüber, welche Dienststelle wo zu finden ist. Das Faltblatt „Wen finde ich wo?“ wird regelmäßig aktualisiert – denn für den Umbau des Technischen Rathauses in der Brunnenstraße, der 2016 beginnt, müssen in den kommenden Wochen und Monaten verschiedene Dienststellen umziehen. Das Faltblatt liegt im Rathaus am Marktplatz aus und kann auf der städtischen Internetseite unter www.tuebingen.de/buergerservice heruntergeladen werden.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen