Die besonderen Objekte im Stadtmuseum: Gegenstände ohne Geschichte
Pressemitteilung vom 12.04.2016
Ein Schmuckteller, eine Weingärtnerflasche, eine Geldbörse für Damen, ein Teller und eine Schüssel für Kinder sowie ein Puppen-Becher und ein Puppen-Teller: Im April 2016 zeigt das Stadtmuseum in seiner Außenvitrine mehrere Objekte aus Messing und Zinn, die der Kunst- und Altertumsverein, die Vorgängerinstitution des Stadtmuseums, ab 1933 angekauft hat. Sie alle stehen unter dem Verdacht auf NS-Raubgut. Denn: Die Angaben zu ihrer Herkunft fehlen.
Seit rund einem Jahr betreibt das Stadtmuseum Tübingen intensiv Provenienzforschung: Es erforscht systematisch die Besitzverhältnisse von Objekten aus der städtischen Sammlung, deren Herkunft unklar ist. Ziel ist es, belastete Gegenstände – sogenanntes NS-verfolgungsbedingt entzogenes Raubgut – zu finden und zurückzugeben. Besonders verdächtig sind Objekte, die in der Zeit von 1933 bis 1945 in die Sammlung des Museums gekommen sind: Die Nationalsozialisten erließen Gesetze, die es ermöglichten, Menschen aus rassistischen oder politischen Gründen zu verfolgen und auszubeuten. Kunstwerke und Objekte, die während der NS-Zeit von verfolgten Personengruppen veräußert wurden, stehen deshalb grundsätzlich im Verdacht, unter Zwang verkauft worden zu sein.
Um herauszufinden, ob ein Objekt freiwillig abgegeben, gestohlen oder unrechtmäßig entzogen wurde, müssen die Besitzverhältnisse und Besitzerwechsel bis vor 1933 ermittelt werden. Im zweiten Schritt wird geklärt, ob einer der Besitzer verfolgt wurde und daher eine unfreiwillige Veräußerung anzunehmen ist. Die Forschungsarbeit wird dadurch erschwert, dass bei vielen Gegenständen die Angaben zur Herkunft fehlen – so wie bei den ausgestellten Objekten. Eigentlich sollten die Informationen zu den Vorbesitzern im Eingangs- oder Inventarbuch des Stadtmuseums vermerkt sein. Ist dies nicht der Fall, können Hinweise wie Notizen auf den Objekten oder Rechnungen bei der weiteren Recherche helfen.
Hinweis für die Medien
Foto für die Berichterstattung: www.tuebingen.de/pressebilder_museum
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen