Margarete Arnold
Margarete Arnold schrieb 1966 unter anderem an Lilli Zapf: „Ich bin Jüdin und war mit einem Christen verheiratet. Meine Kinder sind getauft und evangelischer Konfession. Wir lebten sechs Jahre glücklich in Tübingen, wo ich mit meinem Mann in seinem Lebensmittelgeschäften arbeitete.
In den ersten Jahren hatten wir Erfolg, doch als die Nationalsozialisten kamen, ging es mit uns bergab. Wir sahen uns genötigt, die Geschäfte aufzugeben, und so trennten sich mein Mann und ich, um ihm Gelegenheit zu geben, sich eine neue Existenz zu gründen. Meine Kinder und ich zogen Ende 1936 nach Landau, wo wir bei meiner Mutter wohnen konnten.
1938 emigrierte meine Mutter nach Südafrika. Wir blieben noch bis November 1938 in Landau und siedelten nach der schrecklichen „Kristallnacht“ nach Hamburg über, um unsere Ausreise vorzubereiten. Meinem Bruder in Springs/ Transvaal gelang es nach großen Schwierigkeiten, uns eine Einreise nach Lourenço Marques in Moçambique zu verschaffen. Hier sind wir seit dem 16. März 1939 ansässig.
Meine Kinder, damals 9 und 13 Jahre alt, besuchten eine von deutschen Missionsschwestern geleitete Schule, wo sie auch englischen und portugiesischen Unterricht erhielten. Dank der Unterstützung meiner beiden Brüder brauchten wir nicht zu hungern, denn ich selbst hatte ja keinen Pfennig. Um wenigstens etwas zu verdienen, übernahm ich Pflegedienste bei Kindern, alten und kranken Menschen. Wir hatten großes Heimweh.“
Text: Susanne Walser und Christian Schäfer; erschienen im Schwäbischen Tagblatt am 5. November 2008.