Judengasse
Station im Stadtrundgang: Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens
1398 erstmals erwähnt
Die Lage der Straße am leichten Hang, an zwei Ausfallstraßen, nahe dem Marktplatz, doch ohne unmittelbaren Zugang zu ihm, lässt auf eine Ansiedlung von Juden im 12./13. Jahrhundert schließen. 1398 wird die Judengasse bei der Krummen Brücke erstmals urkundlich erwähnt. Höchst wahrscheinlich entstand das kleine Viertel am damaligen Stadtrand vor der Stadterweiterung von 1280. Aus jener Zeit stehen allerdings allenfalls noch die Grundmauern einiger Häuser, deren Keller wannartige Brunnen ungeklärter Funktion aufweisen (Ritualbäder?).
Graf Eberhard im Bart vertreibt die Juden aus Tübingen
Wie das Steuerregister von 1470/71 belegt, lebten damals fünf jüdische Familien in unmittelbarer Nachbarschaft (in der Judengasse?) zusammen – Gattman Jud, Davidt Jud, Säy sin dochterman, Symon Jud, Koppelmans frow – die zusammen 50 Gulden Steuern zu zahlen hatten. 1477 verfügte der württembergische Graf Eberhard im Bart im Zusammenhang mit der Universitätsgründung eine Ausweisung der Juden aus Tübingen.
Graf Eberhard im Bart, 1477: „Wir wöllent auch und gebieten ernstlichen denen von Tüwingen, dass sie kein Juden ... in der Stat ... laussen beliben (bleiben lassen).“
"Süßes Löchle"
An die einstigen jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner erinnert neben dem während des Zweiten Weltkrieges veränderten Straßennamen – 1943 machten die Nazis eine Schotteigasse daraus – auch die für den westlichen Teil noch heute gebräuchliche Bezeichnung "Süßes Löchle", wohl Reminiszenz an einen einst hier wohnenden "Jud Süß" oder "Süßlich".