Rathaus
Station im Stadtrundgang: Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens
Dr. Simon Hayum
Einige Mitglieder der neuen Jüdischen Gemeinde übernahmen in der Kommunalpolitik Verantwortung, wie der Rechtsanwalt Dr. Simon Hayum. Im Kaiserreich liberaler Obmann des Bürgerausschusses kämpfte er nach 1918 als langjähriger Fraktionsvorsitzender der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) im Gemeinderat für die Republik. Noch bevor die Nazis den jüdischen Oppositionspolitiker entlassen konnten, legte Hayum sein Amt nieder.
Erste judenfeindliche Maßnahmen
Von Anfang an praktizierten Nationalsozialisten und ihre deutschnationalen Mitläufer auf dem Rathaus Rassenpolitik. Bereits am 15. Mai 1933 schloss Tübingen "Juden und Fremdrassige" vom Besuch des Freibads aus. Ebenfalls schon 1933 löste die Stadt ihre Verbindungen mit jüdischen Geschäftspartnern, ohne dass es dafür eine Anweisung gab. Die Bevölkerung reagierte mit Schweigen auf die Ausschaltung und Verhaftung der demokratischen NS-Gegner ebenso wie auf die ersten judenfeindlichen Maßnahmen, etliche begrüßten sie.
Dr. Ernst Weinmann:
SS-Sturmbannführer als OB
Seit 1939 stand an der Spitze der Stadtverwaltung der Zahnarzt und SS-Sturmbannführer Dr. Ernst Weinmann. Als "Umsiedlungskommissar beim Militärbefehlshaber in Serbien" war er maßgeblich an der Deportation von Juden und der Verschleppung von Slowenen beteiligt. Nach Kriegsende wurde er als "Henker von Belgrad" in Jugoslawien zum Tod verurteilt und erhängt.