Neckargasse
Station im Stadtrundgang: Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens
Berthold Auerbach
Die Neckargasse ist mehrfach mit der Geschichte der Juden verknüpft. So wohnte der spätere Erfolgsschriftsteller Berthold Auerbach 1832 als Student in der Nummer 22. An den jüdischen Festtagen wanderte er nach Wankheim, weil es in der Stadt keine koschere Kost gab. Sein freundschaftlicher Verkehr mit Ludwig Uhland, Hermann Kurz und einigen Stiftlern war frei von antisemitischen Ressentiments.
Wegen seiner Mitgliedschaft in der verbotenen Burschenschaft "Germania" 1833 relegiert und in Festungshaft genommen, war der vorgesehene Rabbinerberuf unmöglich geworden. Denn für diesen war seit 1828 in Württemberg neben der Ausbildung auf einer Talmudhochschule ein Studium der evangelischen Theologie vorgeschrieben.
Café Pomona
Im gleichen Haus übernahm später das Kaffeehaus "Pomona" bei der gesellschaftlichen Ausgrenzung der Juden eine Vorreiterrolle. Seit 1936 verbot es Juden den Zutritt und warb offen mit seiner antisemitischen Haltung.
Textilgeschäft Lion
Schon vor der "Machtergreifung" kam es zu Pöbeleien und Schlägereien vor dem Textilgeschäft der jüdischen Familie Lion in der Neckargasse 4. Gustav Lion, „einer der modernsten Geschäftsleute am Platze“, wehrte sich unerschrocken, doch nach einer Morddrohung floh er im Frühjahr 1934 mit seiner Familie ins Elsass.
Naomi Hamm, geborene Lion, 1981: „Mein Vater wurde auf der Straße tätlich angegriffen, nachdem er die Boykottplakate von seinem Geschäftsfenster abriss. Ich glaube, dass das wohl der Anstoß zum Weggehen war, da kein Mensch sich wagte, ihm zu helfen.“