Denkmal Synagogenplatz
Station im Stadtrundgang: Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens
Zeichen gegen das Vergessen
1998 begannen auf dem ehemaligen Synagogenplatz Baumaßnahmen für eine große Wohnanlage. Dabei stieß man unerwartet auf die Fundamente der alten Synagoge. Der Bau wurde zunächst eingestellt.
Es kam zu einer intensiv geführten öffentlichen Diskussion, wie mit dem Platz und seiner Gestaltung zu verfahren sei. Erklärtes Ziel war es schließlich, mit einem künstlerisch gestalteten Denkmal (neben der neuen Wohnanlage) an das Schicksal der Tübinger Juden angemessen zu erinnern und damit ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.
Wettbewerb und Einweihung
Eine Projektgruppe, in der die Anwohner, die Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde und die Geschichtswerkstatt vertreten waren, initiierte einen künstlerischen Wettbewerb zur Denkmalgestaltung und sammelte hierfür Spenden.
Im November 2000 konnte das Denkmal der Architekten-Werkgemeinschaft Maier-Weinbrenner-Single (Jörg Weinbrenner und Tanja Nischik, Nürtingen) und des Bildhauers Gert Riel (Remshalden-Buoch) mit städtischer Unterstützung eingeweiht werden.
Stahlkubus mit 101 Öffnungen
Ein den alten Brunnen umgebender Stahlkubus mit 101 quadratischen Öffnungen steht nun symbolisch für die zerstörte Synagoge. Eine neue Schicht des Gedenkens legt sich um eine ältere, weist die Betrachtenden nicht nur auf das Verbrechen hin, sondern auch auf den heutigen Umgang mit der Erinnerung.
Die 101 Öffnungen stehen für die vertriebenen und ermordeten Tübinger Juden. Ihrer wird namentlich auf Tafeln an einer Wasserrinne gedacht. In ihr fließt das Brunnenwasser mit leichtem Gefälle auf eine hohe, aus zwei Stahlplatten gefügte Stele zu, den "Ort gegen das Vergessen".
Auf der Innenseite der hohen Stahlstele sind Texte zur Geschichte und Zerstörung der jüdischen Gemeinde Tübingen-Reutlingen angebracht. Eine weitere Tafel dokumentiert den schwierigen Umgang mit dem Synagogengrundstück nach dem Zweiten Weltkrieg.