Wilhelmstraße
Station im Stadtrundgang: Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens
Hugo Löwenstein
Direkt neben dem renommierten "Museum", in der Wilhelmstraße 3, betrieb der mit einer Nichtjüdin verheiratete und evangelisch getaufte Hugo Löwenstein vor 1933 ein Tapeten-, Linoleum- und Farbengeschäft. Von den Nazis und ihren Mitläufern wirtschaftlich boykottiert und als städtischer Lieferant gestrichen, musste er als erster jüdischer Geschäftsmann in der Stadt schon im Herbst 1933 sein Geschäft verkaufen. Später wanderte er nach Palästina aus.
Die "Bankcommandite Siegmund Weil"
In der Wilhelmstraße 22 war seit 1910 die "Bankcommandite Siegmund Weil", die "führende Tübinger Industrie- und Gewerbebank", untergebracht, die in den zwanziger Jahren rund 40 Angestellte beschäftigte, zahlreiche Filialen sowie ein Dutzend Agenturen besaß.
Die Privatbank genoss ein hohes Ansehen, war wegen ihrer vorzüglichen Bonität ein begehrter Geschäftspartner, inbesondere der Stadt Tübingen, die in ihr in den 20er Jahren den Hauptteil des städtischen Vermögens anlegte. Siegmund Weil war Handelsrichter am Tübinger Landgericht und Vorstand des Württembergischen Bankierverbandes.
Obwohl noch 1933 die Bank in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, an der die Familie Weil von 640 Aktien nur noch 280 hielt, kam es nach der Machtübernahme durch die Nazis zu einer öffentlichen Diffamierung. 1934 sah sich die in die Schweiz emigrierte Familie unter dem Druck der anderen Anteilseigner gezwungen, ihre Aktien zu verkaufen und aus dem Aufsichtsrat der Gesellschaft auszuscheiden. Im Gebäude brachte die NSDAP ihre Kreisleitung unter.