Neue Aula
Station im Stadtrundgang: Stadtrundgang zu den Spuren jüdischen Lebens
Juden dürfen studieren
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts durften Juden in Tübingen studieren. Die meisten studierten Jura und Medizin, nur 19 wählten zwischen 1803 und 1830 das Studium der "mosaischen" Theologie.
Samuel Marum Mayer
Jüdische Professoren blieben die Ausnahme. Lange war für die Ernennung zum ordentlichen Professor die Taufe Voraussetzung, wie bei dem Juristen Samuel Marum Mayer. 1827 verfasste er die für die Emanzipation der württembergischen Juden wichtigen "Bitten und Wünsche der Israeliten des Königreichs". Nach seiner Taufe wurde er 1831 zum ordentlichen Professor und schließlich 1849/50 zum Rektor der Tübinger Universität ernannt.
Antisemitismus und judenfeindliche Politik seit 1918
Nach 1918 erwiesen sich Verbindungsstudenten und Teile der Professorenschaft als Propagandisten eines aggressiven Antisemitismus. Schon 1920 beschloss der Nationale Studentenbund, dem knapp ein Drittel der Tübinger Studenten angehörte, den Ausschluss von Juden. Die Hochschule selbst rühmte sich schon vor 1933, "judenrein" zu sein. Tatsächlich musste sie dann 1933 keinen jüdischen Lehrstuhlinhaber und nur wenige Assistenten und Privatdozenten entlassen, darunter den Physiker und späteren Nobelpreisträger Hans Bethe.
Dazu äußerte sich Gerhard Kittel 1933: „Es mag immerhin festgestellt sein, dass die einzige deutsche Universität, an der es im Frühjahr 1933 weder in den Dozenten- noch in der Studentenschaft eine Judenfrage gab, die Eberhard-Karls-Universität war.“
Attentat vom 20. Juli 1944
Seit 1984 erinnert im Foyer der 1845 errichteten Neuen Aula eine Gedenktafel an elf ehemalige Tübinger Studenten, die wegen ihrer Verbindung zum Widerstandskreis des 20. Juli hingerichtet beziehungsweise ermordet wurden.
Holocaust
Ein Hinweis auf die Beteiligung ehemaliger Tübinger Studenten am staatlich organisierten Judenmord aber fehlt. Zu nennen sind neben Dr. Ernst Weinmann mehrere Einsatzgruppenleiter im Osten wie die Juristen Dr. Walter Stahlecker und sein Mitarbeiter Dr. Martin Sandberger (Einsatzgruppe A) und der ehemalige Geschäftsführer der Deutschen Glaubensbewegung, Paul Zapp (Einsatzgruppe D). Schon im Januar 1941 meldete Stahlecker die Exekution von mehr als 240.000 Menschen, darunter 218.050 Juden.