Tübingen vor 1100
Vorgeschichtliches
Aus der älteren und jüngeren Steinzeit, ebenso aus der Bronzezeit sind aus der näheren Umgebung Tübingens keinerlei sichere Besiedelungsspuren bekannt. Dagegen zeigen einzelne Streufunde die Anwesenheit des Menschen: bandkeramische Arbeitshammer aus dem Neckar beim Gasthaus zum Ochsen, ein ähnlicher Arbeitshammer und ein rechteckiges Steinbeil angeblich vom Spitzberg; ein Bronzerandbeil beim Stauwehr gefunden. Sichere Siedlungsspuren aus der Hallstattzeit: Grabhügelfelder im Geigerle (Hallstattstraße) aus der 3. und 4. Hallstattstufe (um 750 bis 500 v. Chr.) auf der Waldhäuser Höhe mit reichen Funden, Grabhügel auf den Bußbuckel, Siedlungsspuren auf der Ödenburg. Aus der Keltenzeit (Latènezeit 500 v. Chr. bis 0) Gräber bei Derendingen und befestigte Siedlungen: Viereckschanze bei Einsiedel und Ringwall im Burgholz.
Römisches
Die Hauptstraße Windisch bis Cannstatt soll (nach Frau Hertlein, „Tübinger Chronik" 1928 Nummer 43) von Rottenburg rechtsufrig über Bühl - Derendingen - Bläsiberg - Betzingen (nach Prof. Nägele, „Tübinger Chronik" 1928 Nummer 34), über Unterjesingen durchs Ammertal (Herrenberger und Rümelinstraße) nach Lustnau und rechtsufrig nach Kirchentellinsfurt und von da linksufrig weiter nach Köngen laufen. Römische Funde in der Mühlstraße (1886) und Am Kleinen Ämmerle (1893). Verloren gegangene Inschrift: Text erhalten. Verschiedene Siedlungen in der Umgebung. Anfänge des Christentums.
Besitznahme des Landes durch die Alamannen (Schwaben) etwa seit dem Jahre 250
Die älteste Ansiedlung der Tüwinge oder Tübinge, Sippengenossen eines Tuwo (oder Tubo, Kurzform eines Personennamens), nach Uhland vielleicht Verehrer des altdeutschen Licht- und Schwertgottes Tiu, lag an der Ammer auf ebenem Ufer: Markung hauptsächlich gegen den Schönbuch. Tübingen gehörte bis 1820 zu den Schönbuch-Genossen, der Spital zu den Schönbuch-Berechtigten (Schönbuch: Königsgut, Reichsforst). Alamannischer Reihenfriedhof beim Gaswerk und in Lustnau bei der Frottierweberei.
Um 500
Die Alamannen, von den Franken geschlagen und gegen Süden gedrängt, zum Teil unter ostgotischer, seit 536 ganz unter fränkischer Oberhoheit. Fränkische Mission und Verwaltung. In Altenburg a. N. fränkischer Reichshof.
Um 750
Beseitigung der schwäbischen Volksherzoge. Einteilung des Frankenreichs in Gaue. Die Gaugrenzen um Tübingen (Sülichgau, Hattenhuntare, Pfullichgau, Nagold- oder Ammergau) sind sehr unsicher. Gaugrafschaften, ursprünglich nicht erblich. Zwei Grafen Anselm, 778 und 911, will man zu den Vorfahren der Tübinger Grafen rechnen.
Seit 917 wieder Herzoge in Schwaben
Seit Otto der Große (936-973) wird einem der Grafen in jedem Herzogtum die Pfalzgrafenwürde verliehen. Aus Kaiser Heinrichs II. Zeit (1002-1024) stammt eine in Polen gefundene Münze mit dessen Bildnis und auf der Rückseite dem Namen Anselm. Daraus wird auf Münz- und Marktrecht und Marktniederlassung in Tübingen geschlossen. Bezeugt ist 1027 und 1048 Nagoldgaugraf Anselm, wahrscheinlich in Tübingen.
Um 1050
wird der Burgenbau auf Bergeshöhen allgemeiner. Damals wohl auch die Burg erbaut.
1078 (November)
Tübingen erstmals genannt: Tuingia castrum Alemannorum. Graf Hugo wird belagert von König Heinrich IV.
1087
Graf Heinrich von Tübingen (de Tuingen) erscheint als Graf im Waldgau, einem Untergau des Nagoldgaus. Als ein Bruder wird Graf Hugo bezeichnet.