Tübingen 1910 bis 1919
1910
Eröffnung der Bahn Tübingen-Herrenberg (1. Mai). 2000. Student. Die neue Reutlinger Straße mit einer Steinlach- und Eisenbahnbrücke. Ammer-, Steinlach- und Neckarkorrektion. Städtischer Bauhof. Städtisches Krankenhaus. Einweihung des neuen Realschulgebäudes; das alte der Höheren Mädchenrealschule überlassen. Gewerbeschule. Evangelische Eberhardskirche; erstmals Kirchensteuer. Verlängerung der Alleenbrücke mit Schonung einiger Linden am Derendinger Alleenweg. Uhlandhaus von der Burschenschaft Germania erworben. Vorstellungen des K. Hoftheaters im Museum. Bankkommandite Siegmund Weil. Brunnennymphe an der Neckarbrücke von Merz.
1911
Größtes Baujahr Tübingens. Wärmster Sommer seit Jahrzehnten. Wasserkraftwerk, Stauwerk, Neckarkorrektion, Friedrichstraße. Bogenbrücke vom Uhlandplatz zur Platanenallee. Bau einer neuen Fahr- und Eisenbahnbrücke an Stelle der alten Steinlachbrücke. Neue Rottenburger Straße, Neubau des Güterbahnhofs und Umbau des Personenbahnhofs, neues Offizierskasino und neue Universitäts-Bibliothek begonnen. Neubauten im Industrieviertel, beim Westbahnhof und der Brauerei Marquardt, in der unteren Gartenstraße. Erbreiterung der mittleren Gartenstraße. Lothar-Meyer-Büste im Chemischen Institut. Professur für Hautkrankheiten. Im Schlosshof Aufführungen der Braut von Messina. Dettenhausen wird Kopfstation der Nebenbahn von Böblingen her. Kraftwagen-Verbindung Tübingen-Dettenhausen-Waldenbuch-Stuttgart. Neue Bauordnung. Geschichts- und Altertumsverein. 16. November: Erdbeben. Württembergische Frottierweberei Lustnau.
1912
Straßenbauten im Bahnhofbereich. Neubau des Maschinenamts. Neue Straßennamen östlich der Karlstraße: Friedrich-, Eisenbahn-, Bismarck- und Werastraße, Post-, Herzog-, Bierer-, Gös-, Walter-Simon-, Brückenstraße. Anlage des Festplatzes im oberen Wöhrd, der Spielplätze und des Reitwegs daselbst. Um- und Einbau der Spitalscheuer mit Einrichtung einer Kinderkrippe und einer Leichenhalle. Eichamtsnebenstelle. Dr. Walter Simon’sche Brautstiftung. Uhlandgedenkfeier. Uhlandstiftung. Kleinkinderheim. Himmelsleiterstaffel. Neuer Fußweg von der Weilheimer Brücke auf den Spitzberg. Rodelbahn. Neue Universitätsverfassung (kleiner Senat). 5. Oktober 1912. Einweihung der Universitätsbibliothek. Bereicherung des Archäologischen Instituts durch die ägyptische Totenkammer. Alexandrinische Altertümer, alte Keramik (meist Stiftungen von Siegeln 1911 bis 1913).
1913
Neue Rottenburger Straße (nördlich der Bahnlinie) vollendet. Uhlandbad mit Fernwarmwasserversorgung von Stadtbaurat Haug. Zentrale Abwasserbeseitigungsanlage (Schlussstelle: Weiherhalde unter Lustnau). Autoverbindung Tübingen-Nürtingen. 21. und 22. Juni: 30. Allgemeines Liederfest des Schwäbischen Sängerbundes. Prächtige Beleuchtung der Neckarseite. Gedenktafel für Silcher (Ecke Graben- und Wilhelmstraße). 18. Oktober: Jahrhundertgedenkfeier der Befreiungsschlacht bei Leipzig. 30. November: Feier des 100. Geburtstags von Hermann Kurz (Hermann-Kurz-Straße links des Neckars). Verwilligung des III. Bataillons. Beginn der Bauten für dieses. Die ersten Gebäude an der Bismarckstraße (Ruderbootshaus Fidelia, Fabrik Rilling). Neubauten in der Reutlinger Vorstadt, an der Eisenbahnstraße, am Ende der Staufenstraße (Österberg gegen Hundskapf), in der Herrenberger Vorstadt (Köllestraße) und am Weg nach Waldhausen. Neubau der Poliklinik, Erweiterung der Frauenklinik. Professur für Mineralogie und Bildung der mineralogischen Sammlung. Relief von Koken im Geologischen lnstitut. Umbau des Stifts begonnen. Vollendet 1918. Kunstausstellungen des Geschichts- und Altertumsvereins (ab 1. Oktober „Kunst- und Altertumsverein“). In Lustnau Verlegung des Goldersbaches und Regulierung der Ammer; neue Alberstraße.
1914
Umbau des Theatersaalbaus im Museum durch Stadtbaurat Haug. Einweihung 11. Januar 1915.
1914-1918
Weltkrieg. Tübingen mit Truppenteilen und Lazaretten überaus stark belegt. Feindliche Luftangriffe (am 12. Oktober 1916 mit fünf Toten). Im Felde unvergleichliche Heldentaten und unverhältnismäßig schwere Verluste der Württemberger, namentlich auch der Tübinger. Zu Hause außerordentliche Sammeltätigkeit und angestrengte soziale Arbeit. Rotes Kreuz. Nationaler Frauendienst. Volksküche. Landwirtschaftlicher Frauenverein. 1916 Tropengenesungsheim. Zwangswirtschaft, Rationierung der Lebensmittel (Kommunalverband). Schamloses Hamstern und Wuchern. Zusammenbruch im Felde (Soldatenräte) und in den Groß- und lndustriestädten. 9. November 1918: Revolution. Deutschland und Württemberg Freistaat. König Wilhelm II. nach Bebenhausen (gestorben dort 1921). Rückkehr und Durchzug der Truppen. „Asta" (12. Novémber 1918 gegründet). Friedhoferweiterung.
Stadtchronik „Tübingen im Ersten Weltkrieg“
1919
Sommer: 2.892 Studierende, dazu 526 in den Listen fortgeführt im Winter 2.975. Kohlennot. Entsetzliche Steigerung aller Preise. Wohnungsnot. Einwohnerwehr. 25. September: Neue Verfassung. Staatliche Schutzpolizei. Reichswehrbataillon, bad. Inf.-Regt. 14. II. Batl., neue Kaserne. Städtischerseits Erstellung von 72 Familienwohnungen, davon 47 in der alten Inf.-Kaserne, 14 in Militärbaracken, 11 in städtischen und privaten Gebäuden. Elektrisches Lichtbad im Uhlandbad. Einbau eines Trauzimmers im Rathaus. Ammerwasserkraftwerk unter der Nymphe. Im Rittersaal Mädchenturnhalle. Neckarhochwasser; große Uferbeschädigungen oberhalb Tübingens.