Tübingen 1992
Januar
17. und 18.01.1992
Den von der Stadt ausgeschriebenen Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Französischen Viertels in der Südstadt gewinnt eine Stuttgarter Studentengruppe. Der zweite Preis geht an das Tübinger Architekturbüro Mühlich/Haug.
18.01.1992
Beim Abbruch der Neckargasse 27 („Eisen-Stehle“) wird die unter Denkmalschutz stehende mittelalterliche Stadtmauer zunächst freigelegt und dann ebenfalls beseitigt.
Februar
17.02.1992
Der Gemeinderat benennt die Robert-Gaupp-Staffel in Jakob-van-Hoddis-Staffel um. Gaupp war Direktor der Tübinger Nervenklinik. Er trat schon in den zwanziger Jahren für die Zwangssterilisierung von geistig Behinderten ein und gilt als Wegbereiter der nationalsozialistischen Rassenlehre. Der Dichter Jakob van Hoddis wurde 1942 von den Nationalsozialisten ermordet.
März
19.03.1992
Die Haus- und Landwirtschaftliche Schule im Feuerhägle erhält den Namen Mathilde-Weber-Schule. Mathilde Weber (1829-1901) hatte sich um die Rechte und die Bildung der Frauen verdient gemacht.
23.03.1992
Die Textilfirma Egeria International stellt beim Amtsgericht Tübingen den Vergleichsantrag.
26.03.1992
Die im Gemeinderat 1989 mit einer Stimme Mehrheit beschlossene Markthalle in der Schmiedtorkelter (Umbaukosten 2,7 Millionen DM) öffnet ihre Pforten.
31.03.1992
Der Landeshistoriker Hans-Martin Decker-Hauff stirbt im 75. Lebensjahr.
April
05.04.1992
Bei der Landtagswahl werden gewählt: Dr. Friedhelm Repnik (CDU) 33,4 Prozent, Gerd Weimer (SPD) 30,4 Prozent, Monika Schnaitmann (Grüne) 14,2 Prozent, Karl August Schaal (Republikaner) 11,2 Prozent und Dietmar Schöning (FDP) 6,3 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 74,7 Prozent.
07.04.1992
Die Tübinger Stadtwerke übergeben das neue Wassermischsystem auf dem Sand seiner Bestimmung. Künftig wird darin das weiche Bodenseewasser (70 Prozent) mit dem harten Eigenwasser (30 Prozent) gemischt, so dass fast alle Tübinger mit der gleichen Wasserqualität versorgt werden können. Die Baukosten betrugen 15 Millionen DM.
Mai
09.05.1992
Im Stadtmuseum wird die Ausstellung „Tübingen im Nationalsozialismus“ eröffnet.
25.05.1992
Der Gemeinderat wählt Albert Füger zum neuen Leiter des städtischen Tiefbauamtes. Er wird damit Nachfolger von Friedrich Gräber, der in den Ruhestand trat. In der gleichen Sitzung wird der Bebauungsplan Mühlbachäcker-Ost als Satzung beschlossen. Damit können auf dem ehemaligen Gelände der Firma Gröber rund 130 Eigentumswohnungen gebaut werden.
August
31.600 Beschäftigte der Firma Zanker demonstrieren in der Innenstadt gegen die bevorstehende Schließung des Werkes. Anschließend berät der Gemeinderat in der Hepper-Turnhalle die Situation.
September
09.09.1992
Bei einer Feierstunde stellt das Schwäbische Tagblatt sein für 10 Millionen Mark renoviertes Stammhaus in der Uhlandstraße 2 der Öffentlichkeit vor.
29.09.1992
Die seit 1901 in Derendingen ansässige Ferdinand Gröber GmbH & Co. KG will ihre Produktion einstellen und legt den Mitarbeitern einen Sozialplan vor. Danach sollen 61 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.
30.09.1992
Eröffnung der wiedererrichteten Brauereigaststätte Neckarmüllerei. Die alte Neckarmüllerei war 1971 abgebrochen worden. Das damals an dieser Stelle geplante Einkaufszentrum wurde jedoch nie realisiert.
Oktober
01.10.1992
Oberbürgermeister Schmid stoppt erstmals den Vollzug des städtischen Haushaltsplanes. Erster Vorbote der schwerwiegenden finanziellen Probleme, die sich in den Folgejahren noch verschärfen.
Im großen Sitzungssaal des Rathauses tagt erstmals ein Tübinger Jugendparlament.
10.10.1992
In Anwesenheit einer Delegation aus Aix-en-Provence werden die Räume der Maison d’Aix im ehemaligen Casino in der Wöhrdstraße 25 der Öffentlichkeit übergeben. Das für 5,2 Millionen DM erstellte Kinderhaus “Neue Mühle“ in Derendingen wird seiner Bestimmung übergeben.
November
13.11.1992
Mit einer Feier werden am Evangelischen Stift die zweijährigen Sanierungsarbeiten für 23 Millionen DM abgeschlossen.
18.11.1992
6.000 Tübinger folgen dem Aufruf des Tübinger Gesamtelternbeirats und demonstrieren gegen Ausländerfeindlichkeit.
Dezember
11.12.1992
Bei eisigen Temperaturen wird der neugestaltete Haagtorplatz mit dem freigelegten Ammerkanal eingeweiht (Kosten 1,3 Millionen DM). Die Zuschauer bekommen Feuerzangenbowle gereicht. Dazu läuft open-air der gleichnamige Film mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle.
18.12.1992
Hermann Karch geht nach achtzehnjähriger Tätigkeit als kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke in den Ruhestand.
20.12.1992
Mit der “Aktion Lichterbaum“ wenden sich am Österberg 8.000 Menschen gegen Fremdenhass, Gewalt und Rassismus.
29.12.1992
Das Kaufring-Kaufhaus Kuhn in der Friedrichstraße schließt seine Tore.