Lämmleweg
August Lämmle (1876–1962)
benannt 1959
August Lämmle betätigte sich zunächst als Lehrer an verschiedenen Orten in Württemberg, bevor er seit 1923 mit dem Aufbau und der Leitung einer Gruppe für Volkstum und Volkskunde am württembergischen Amt für Denkmalpflege betraut wurde. Von 1930 bis zu seiner Pensionierung 1937 war er Landeskonservator. Von 1929 bis 1938 war er erst Schriftleiter, dann Herausgeber der Monatsschrift Württemberg. Daneben betätigte er sich als freier Schriftsteller. Trotz seiner vormaligen Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge trat er 1933 der NSDAP bei. Er wurde Mitglied der Reichsschrifttumskammer, der Reichspressekammer, im Landesvorstand des Kampfbundes für Deutsche Kultur und im Schwäbischen Dichterkreis. Für seine schriftstellerische Tätigkeit wurde er im Nationalsozialismus mehrfach ausgezeichnet. Bis Kriegsende saß er dem Bund für Heimatschutz Württemberg und Hohenzollern vor. Nach 1945 wurde er als „Mitläufer“ eingestuft. Er blieb bis zu seinem Tod als Heimatschriftsteller und Kommentator des politischen Zeitgeschehens aktiv.
Lämmle ließ sich vom NS-Regime nicht nur als Kulturschaffender und Volkstumsforscher vereinnahmen. Er zeigte sich auch bereit, verantwortungsvolle Positionen innerhalb der NS-Kulturpolitik zu übernehmen. Durch seine Publikationsmöglichkeiten, vor allem in der Monatsschrift Württemberg, konnte er ein breites Publikum erreichen. Er nutzte diese Möglichkeit, um das NS-Regime für seine sozialpolitischen und eugenischen Maßnahmen zu loben. Dabei verwies er explizit auf die „zielbewußte […] Durchdenkung und Durchführung de[s] Arierparagraph[en] und die Beseitigung der Fremdstämmigen aus der Führung des deutschen Volkes und Staates“. Beim Kauf eines Wochenendgrundstücks in Leonberg profitierte Lämmle 1938 auch ganz persönlich von der antisemitischen Verfolgungs- und „Arisierungs“-Politik des NS-Regimes. Zu einer selbstkritischen Reflexion über diesen Vorgang konnte sich Lämmle nach 1945 ebenso wenig durchringen wie zu einer generellen Distanzierung von seinen Äußerungen und Aktivitäten im Nationalsozialismus. Die Stadt Leonberg erkannte ihm daher 2020 die Ehrenbürgerwürde ab. Auch die August-Lämmle-Schule in Kusterdingen wurde 2021 umbenannt.