Karl-Brennenstuhl-Straße
Karl Brennenstuhl (1885–1948)
benannt 1964
Karl Brennenstuhl amtierte seit 1912 als Bürgermeister von Pfrondorf und wurde 1922 und 1932 wiedergewählt. Er blieb auch nach 1933 im Amt und arrangierte sich mit den neuen Machthabern, mit denen er als überzeugter Gegner von KPD und SPD übereinstimmte. Seine Nähe zur NS-Bewegung verdeutlichte er außerdem durch seinen Eintritt in die SA, die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) und den Nationalsozialistischen Reichskriegerbund. Im Einklang mit dem NS-Regime beteiligte er sich an der Überwachung vormaliger „Schutzhäftlinge“, an der Meldung von „Erbkranken“ und „Bibelforschern“. Für die Betroffenen konnten diese Maßnahmen ernsthafte Folgen haben. 1937 trat Brennenstuhl schließlich auch in die NSDAP ein.
Dass er bis zum Ende an den Zielen des NS-Regimes festhielt, zeigt sein führendes Engagement im Volkssturm. Die französische Militärregierung enthob ihn daher seines Amtes und ließ ihn festnehmen. Unter Verweis auf seine politischen Aktivitäten in der NS-Zeit sprach sich auch der Pfrondorfer Gemeinderat 1947 gegen eine Fortzahlung von Pensionsbezügen an Brennenstuhl aus, den er als „heute noch geistige[s] Oberhaupt […] der ehemaligen örtlichen Machthaber während des nationalsozialistischen Regimes“ ansah. Dass sich das gleiche Gremium im März 1964 für die Benennung einer Straße nach Brennenstuhl aussprach, lässt sich als Folge eines politischen Generationenwechsels und Gesinnungswandels interpretieren.
Brennenstuhls aktive Mitwirkung am NS-Unrechtsregime zum Schaden anderer lässt sich heute klar belegen. Zwar blieb Brennenstuhls Handlungsradius auf die lokale Ebene begrenzt. In diesem Rahmen kam er jedoch auch verbrecherischen Befehlen zur Verfolgung politischer Gegner, zur Unterstützung „rassen-hygienischer“ Maßnahmen und zur Verlängerung des Krieges ohne erkennbare Bedenken nach.