Noldeweg
Emil Nolde, geboren als Hans Emil Hansen (1867–1956)
benannt 1976
Der Maler Emil Nolde gilt bis heute als einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus. Vor dem Ersten Weltkrieg war er vorübergehend Mitglied der Künstlervereinigung „Die Brücke“ und der „Berliner Secession“. 1913/14 beteiligte er sich als Zeichner an der „Medizinisch-geographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition“ des Reichskolonialamts. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten begrüßte er euphorisch, zumal er überzeugter Antisemit war. Dies zeigte sich etwa darin, dass er den Künstler Max Pechstein wahrheitswidrig als Juden diffamierte und einen Entwurf zur „Entjudung“ der deutschen Gesellschaft durch Zwangsauswanderung ausarbeitete. 1934 unterzeichnete er den von Joseph Goebbels formulierten Aufruf deutscher Kulturschaffender für Hitler. Trotz seiner Parteinahme für die Nationalsozialisten und seiner anfänglichen Unterstützung durch namhafte Größen des NS-Regimes wurde Noldes Kunstschaffen seit 1937 als „entartet“ eingestuft. Viele seiner Bilder wurden aus Museen entfernt. 1941 schloss ihn die Reichskunstkammer aus und erteilte ihm ein Berufsverbot als Maler. Nach dem Krieg wurde Noldes Kunst rehabilitiert. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise. Seine vormalige Sympathie für den Nationalsozialismus und seinen radikalen Antisemitismus verschleierte er vorsätzlich. Stattdessen wirkte er aktiv daran mit, sich eine Opferrolle zuzuschreiben.
Die Forschung hat Noldes geistige Mittäterschaft im Nationalsozialismus seit den späten 1990er Jahren klar herausgearbeitet. Besonders schwer wiegt aus heutiger Sicht, dass er sich selbst als Vorkämpfer des Antisemitismus verstand und dabei auch vor persönlicher Denunziation nicht zurückschreckte. Seine ideologischen Überzeugungen mündeten also in konkretes Handeln. Dass ihn die Nationalsozialisten nicht als einen der ihren akzeptierten und seine Kunst als „entartet“ einstuften, entbindet Nolde nicht von moralischer Verantwortung. Im Gegensatz zu anderen Künstlern hat Nolde allerdings auch nicht versucht, seinen Malstil an die ideologischen Vorgaben des Regimes anzupassen. Nach 1945 profitierte er dann von seiner vorangegangenen Schmähung durch das NS-Regime.