1975–1998: Eugen Schmid
Eugen Schmid wurde 1932 geboren und war zwischen 1975 und 1998 Oberbürgermeister Tübingens.
Eugen Schmid wurde in Tübingen geboren, wuchs aber in Gäufelden auf. Nach dem Abschluss seines Jurastudiums in Tübingen und Kiel 1958 war er bis zu seiner Promotion im Jahr 1962 Gerichtsreferendar. Von 1963 bis 1966 war er Regierungsrat im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg und ab 1966 Richter beim Landgericht Tübingen. Schmid stellte sich als unabhängiger Kandidat 1974 erfolgreich zur Wahl zum Oberbürgermeister auf und trat am 3. Januar 1975 das Amt an. Nach Wiederwahlen in den Jahren 1982 und 1990 verzichtete Schmid bei den Oberbürgermeisterwahlen im Jahr 1998 auf eine erneute Kandidatur.
In Schmids langjährige Amtszeit fallen zahlreiche Entwicklungen der neueren Tübinger Stadtgeschichte, die stark vom gesellschaftlichen Bewusstseinswandel der späten 70er- und der 80er-Jahre geprägt waren. Im Zuge der Aufarbeitung des Unrechtsregimes des Nationalsozialismus lud Tübingen im Jahr 1981 als eine der ersten deutschen Städte ehemalige Tübinger Jüd_innen im Zeichen der Versöhnung ein. Sie sollten ihre alte Heimatstadt in einem einwöchigen Aufenthalt wiederentdecken und in einem neuen Licht sehen. Diesem Aufruf folgte die Hälfte der Eingeladenen.
Schmids Amtszeit zeichnete sich durch große städtebauliche Projekte, wie die Altstadtsanierung, aus. In ihrem Rahmen wurde die marode gewordene Bausubstanz im Tübinger Zentrum renoviert. Im Zuge dessen wurde die vormals für den Verkehr offene Altstadt ab 1971 zu einer verkehrsberuhigten Fußgängerzone umgestaltet. Doch einige von Schmids Bauprojekten in und um Tübingen stießen auf großen Widerstand in der Bevölkerung, darunter die „Nordtangente“, die 1979 in einem Bürgerentscheid gänzlich verhindert wurde. Geplant war eine Umgehungsstraße durch die nördliche Altstadt, die deutlich in das Stadtbild eingegriffen hätte.
Unter Schmid wuchs der Ruf Tübingens als Kulturstadt stark an. Er förderte das Landestheater Tübingen (LTT) und die 1971 gegründete Tübinger Kunsthalle. Schmid setzte sich für Kunst im öffentlichen Raum ein. Seit 1985 ziert der „Radfahrerkönig“ – eine Bronzestatue Susanne Müller-Diefenbachs – den Platz am Nonnenhaus. Auch die Gründung zahlreicher internationaler Städtepartnerschaften fällt in die Regierungszeit Schmids, ebenso der Abzug der Französischen Armee 1991.