1949–1954: Wolfgang Mülberger
Wolfgang Mülberger lebte von 1900 bis 1983 und war zwischen 1949 und 1954 Oberbürgermeister Tübingens.
Wolfgang Mülberger wurde 1900 in Esslingen am Neckar geboren. Sein Vater, Max von Mülberger, war Esslinger Oberbürgermeister und Landtagsabgeordneter. Nach seinem Abitur 1918 meldete sich Mülberger freiwillig zum Kriegsdienst und studierte nach Kriegsende Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er von 1926 bis 1930 in verschiedenen Berliner Anwaltskanzleien. Bereits im Jahr 1933 trat Mülberger in die NSDAP ein und wechselte ins Reichsluftfahrtministerium. In dieser Zeit war er als „Luftwaffenintendant“ in Norwegen sowie dem Balkan tätig. Für seine Arbeit erhielt Mülberger das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Im Jahr 1945 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. Doch aufgrund zahlreicher Fürsprachen und seiner Betonung, nur in zivilen Abteilungen des Reichsluftfahrtministeriums eingesetzt worden zu sein, wurde er 1948 von der Esslinger Spruchkammer als „entlastet“ eingestuft.
Mülberger trat 1948 als parteiloser Kandidat bei der Tübinger Oberbürgermeisterwahl an und setzte sich mit einer Mehrheit von 60 Prozent gegen Adolf Hartmeyer (SPD) durch. Er sah sich in seiner Amtszeit, abgesehen von der seit einigen Monaten abgeklungenen Hungersnot, denselben Problemen wie sein Vorgänger Hartmeyer gegenüber, allen voran der Wohnungsknappheit. So zeichnet sich seine Regierungszeit durch Bauprojekte aus, darunter die Eberhardsbrücke, die Mörikeschule und das Studentenwohnheim Pfleghof. In der Südstadt wurden mehr als 2.000 neue Wohnungen geschaffen. Größte Einschränkungen waren, neben Konflikten mit der französischen Besatzungsregierung, finanzielle Schwierigkeiten.
Bei den Oberbürgermeisterwahlen 1954 verlor Mülberger im zweiten Wahlgang gegen seinen Nachfolger Hans Gmelin. Seine Berufslaufbahn setzte er danach bei der Wehrbereichsverwaltung Baden-Württemberg fort. Dort wurde er 1956 Leitender Regierungsdirektor und 1962 Präsident. Trotz seiner Vergangenheit im nationalsozialistischen Deutschland erhielt Mülberger 1980 vom damals amtierenden Oberbürgermeister Eugen Schmid die Tübinger Bürgermedaille. Mülberger verstarb 1983 in Stuttgart.
Das Porträt
Das Porträt wurde von Oskar Kreibisch gemalt.