1946–1948: Adolf Hartmeyer
Adolf Hartmeyer lebte von 1886 bis 1953 und war zwischen 1946 und 1948 Oberbürgermeister Tübingens.
Adolf Hartmeyer wurde 1886 in Tübingen geboren und war gelernter Buchdrucker. In der NS-Zeit konnte er, aufgrund des nationalsozialistischen Berufsverbotes, nicht arbeiten. Hartmeyer war Mitglied in der „Demokratischen Vereinigung“, einer antifaschistischen Organisation im Widerstand gegen die NS-Herrschaft. Die „Demokratische Vereinigung“ löste sich bereits 1946 auf, als die Wiederzulassung von Parteien die Organisation überflüssig machte. Hartmeyer und zahlreiche andere Mitglieder gründeten die erste Tübinger Nachkriegspartei – eine SPD-Ortsgruppe. Am 1. Mai 1945 übernahm er die Leitung des Tübinger Sozialamtes.
Hartmeyer wurde von der französischen Militärregierung am 1. Januar 1946 zum Oberbürgermeister ernannt. Wenige Monate später wurde er bei den ersten Tübinger Kommunalwahlen am 15. September 1946 mit 91 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt und ist damit der erste demokratisch gewählte Oberbürgermeister der Tübinger Nachkriegszeit. Aus den Gemeinderatswahlen ging jedoch die CDU als stärkste Partei hervor.
In Hartmeyers Regierungszeit fielen zahlreiche Krisen der Nachkriegszeit Tübingens: Weil Tübingen im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, entstand eine große Wohnungsnot, da zahlreiche Flüchtlinge und Kriegsversehrte in Tübingen auf eine Unterkunft hofften und in die Stadt kamen. Die Ernennung zur Landeshauptstadt, die Wiedereröffnung der Universität und die Niederlassung der französischen Besatzungsregierung trugen ebenso zur Wohnungsknappheit bei.
Auch die Hungersnot von 1946 bis 1948 fiel in Hartmeyers Regierungszeit. Auf diese Herausforderungen reagierte der Oberbürgermeister mit der Gründung des Tübinger Hilfswerks, einer Volksküche sowie der Organisation von Kindergartenspeisungen.
Hartmeyer verlor am 5. Dezember 1948 die Wahl gegen seinen Amtsnachfolger Wolfgang Mülberger und starb 1953 in Tübingen.
Das Porträt
Das Porträt wurde von der Tübinger Künstlerin Valeska Biese 1971 gemalt. Valeska Biese gehörte der einflussreichen Tübinger Künstlergruppe „Ellipse“ an, die seit den 1950er-Jahren an die Kunst der Moderne der Vorkriegszeit anknüpfte und diese einem breiten Publikum vermitteln wollte.