April bis Juni 1945: Friedrich Haußmann
Friedrich Haußmann lebte von 1873 bis 1951 und war zwischen dem 17. April und 18. Juni 1945 kommissarischer Oberbürgermeister Tübingens.
Friedrich Haußmann stammte aus Oberndorf am Neckar und war Verwaltungsbeamter und NSDAP-Mitglied. Am Ende des zusammenbrechenden Herrschaftssystems der Nationalsozialisten wurde er kurzfristig am 17. April 1945 zum Oberbürgermeister ernannt, als die Eroberung Tübingens durch die französische Armee kurz bevorstand. Sein Amtsvorgänger Ernst Weinmann floh.
Friedrich Haußmann war vorher Leiter des Tübinger Liegenschaftsamtes und Direktor des Württembergischen Landesfürsorgeverbandes gewesen. In dieser leitenden Position im Fürsorgeverband befürwortete und verantwortete er die Umsetzung des nationalsozialistischen Zwangssterilisationsprogrammes in den ihm unterstellten Erziehungs-, Kranken-, Behinderten- und Armenheimen. Zwangssterilisationen waren Teil der nationalsozialistischen „Eugenik“ zur Ausrottung „unwerten“ Lebens.
Bereits zwei Tage nach Haußmanns Amtsantritt, am 19. April 1945, wurde die Lazarettstadt Tübingen ohne größere Kampfhandlungen von der vorrückenden französischen Armee eingenommen. Haußmann wurde bis zum 18. Juni 1945 von der rasch eingerichteten französischen Besatzungsregierung im Amt belassen, um einen reibungslosen Macht- und Verwaltungswechsel zu unterstützen. Haußmann spielte in den ersten Nachkriegsmonaten jedoch nur eine untergeordnete politische Rolle: Der französische Kommandeur Etienne Metzger arbeitete stattdessen mit der sogenannten „Demokratischen Vereinigung“ zusammen. Diese lokale politische Gruppe fasste verschiedene antifaschistisch-motivierte lokale Persönlichkeiten zusammen, darunter den späteren Bundesratsminister und SPD-Politiker Carlo Schmid. Als Nachfolger Haußmanns setzte Ortskommandant Metzger im Juni 1945 Viktor Renner, Mitglied des Bunds „Demokratische Vereinigung“, ein.
Haußmann wurde nach dem Ende seiner kurzen Bürgermeisterzeit erneut Präsident der Württembergischen Landesfürsorgebehörde – trotz seiner NS-Vergangenheit. Dort blieb er bis zur Pensionierung unbehelligt im Amt. Er starb 1951 in Stuttgart.
Das Porträt
Die Signatur lautet „H. Kirschke '33“.